Mithu Sanyal zu Lëtzebuerg

strukturell Gewalt, sexualiséiert Gewalt, Feminismus, Konsens, geschlechtsbezu Gewalt, Event, Presseartikel, Radio

Am November 2018 war ech op der Uni Tréier fir e Viirtraach vun der däitscher Journalistin an Autorin Mithu Sanyal ze lauschteren. Ech war begeeschtert vun hir.

Isabelle Schmoetten und Mithu Sanyal 2018 in Trier

Den 13. a 14. Dezember 2019 konnt de CID d’Mithu Sanyal fir eng Konferenz am Centre Altrimenti an e Konsens Workshop am CID op Lëtzebuerg invitéieren.

Hei en Auszuch aus menger Begréissung virun der Konferenz „Tackle the Roots“, den 13. Dezember 2019:

Dr. Mithu Melanie Sanyal ist Kulturwissenschaftlerin, Autorin und Journalistin. Sie arbeitet für diverse Radiosender, Zeitschriften und Zeitungen, darunter das WDR, die Zeit und das Missy Magazin. Frau Sanyal beschäftigt sich mit Fragen und Themen rund um Geschlecht, Identität, Kapitalismus, Politik und Sexualitäten.

2009 erschien ihr erstes Buch mit dem Titel: „Vulva. Die Enthüllung des unsichtbaren Geschlechts“, das sie selbst zusammenfassend beschreibt als kleine Kulturgeschichte des Abendlandes – allerdings anhand der Darstellung des weiblichen Genitales in Alltag, Folklore, Medizin, Mythologie, Literatur und Kunst.

2016 erschien ihr zweites Buch mit dem Titel Vergewaltigung. Dieses Werk, ich zitiere, „zeichnet nach, wie wir als Gesellschaft über Vergewaltigung reden und wie sich das wiederum auf die Realität von Vergewaltigung auswirkt“. Es geht nicht zuletzt darum wie Vergewaltigung gesellschaftlich verhindert werden kann und was es mit „ja heißt ja“ und „nein heißt nein“ auf sich hat. Beide Bücher sind sehr zu empfehlen, können nachher erworben werden oder natürlich auch bei uns im CID ausgeliehen werden.

Ich freue mich ungelogen schon das ganze Jahr auf diesen Abend.

Die Idee zu dieser Konferenz entstand nach der Orange Week 2018. Die Orange Week ist eine Initiative der Vereinten Nationen zur Sensibilisierung gegen alle Formen von Gewalt gegen Mädchen und Frauen. Bei den Events, die ich letztes Jahr mitbekam, wurde eigentlich ausschließlich über Opfer (meistens Frauen) und Täter (meistens Männer) gesprochen. Fälle von häuslicher und geschlechtsbezogener Gewalt wurden stark individualisiert. Das liegt sicher nicht an der Orange Week, das wird denke ich grundsätzlich so gemacht. Und natürlich soll auch über individuelle Folgen von (sexualisierter) Gewalt gesprochen werden. Aber reicht das? Fehlen da nicht noch andere Ebenen? Sollten wir im Kontext von geschlechtsbezogener Gewalt nicht auch immer über Sexismus, Patriarchat, rape culture und strukturelle Gewalt sprechen?

Mithu Sanyal im Centre Altrimenti in Luxemburg 2019

Der Titel der heutigen Veranstaltung lautet Tackle the roots. Das Problem an der Wurzel packen. Das Ziel dieser Veranstaltung ist, nicht nur Folgen anzuschauen, sondern auch zu versuchen die Ursachen zu beleuchten. Und zwar auf strukturelle Art und Weise.

Eigentlich sind wir uns ja alle einig, dass Gewalt, geschlechtsspezifische Gewalt, sexualisierte Gewalt schlecht sind. Warum dann die konstant hohen Zahlen im Gewaltbericht? Werden kleine Jungs mit dem Macho-Vergewaltiger-Gen geboren und sind Mädchen von Natur aus friedliebend und harmoniebedürftig, bzw. zum Opfer geboren? Dank der Gender Studies wissen wir, dass die Antwort nein lautet.

Im CID hören wir gar nicht mehr auf zu sagen: Frauen sind nicht die besseren Menschen. Aber warum sind dann bei Vergewaltigungen die meisten Täter Männer und die meisten Betroffenen Frauen, sowie geschlechtliche und sexuelle Minderheiten? Gewalt ist kein individuelles Problem. Es ist auch nicht das Problem von Frauen oder Männern oder geschlechtlichen Minderheiten. Es betrifft die Gesellschaft als Ganzes. Wird von allen reproduziert und aufrecht erhalten. Wir müssen über strukturelle Ursachen von sexistischer Gewalt und Gewalt im Allgemeinen und über strukturelle Gewalt sprechen.

Der Besuch und Input von Mithu Sanyal: Startschuss für längeres Projekt. Mit Veranstaltungen, Arbeitstreffen, politischer Arbeit. Und ich freue mich mehrere Projektpartner*innen heute Abend hier zu sehen.

Der Untertitel der Veranstaltung lautet: strukturelle Gewalt verstehen, erkennen, beenden

Zugegeben, vielleicht ein bisschen viel für einen Vortrag mit anschließender Diskussion.

Dem verstehen und erkennen kommen wir hoffentlich ein bisschen näher. Und beenden geht besser wenn man weiß was man beenden will.

Strukturelle Gewalt beenden. Utopisch? Wir brauchen Utopien. Utopien sind wie Leuchttürme, sie zeigen uns die Richtung. Wenn wir uns keine ambitionierten Ziele setzen, können wir auch nicht weit kommen. Und wenn WIR es nicht wagen uns ein konkretes Ziel zu setzen und das auch zu verteidigen – wer dann?

In diesem Sinn wünsche ich Ihnen und uns allen neue inspirierende Gedanken und Impulse.

Martine Ernzer, Aldina Ganeto, Isabelle Schmoetten, Joëlle Schwinnen, Mithu Sanyal, Milena Steinmetzer, Colette Kutten, Kathrin Eckart, Julie Depotter, Françoise Wagner

Déi zwou Veranstaltungen ware gutt an der Press vertrueden. De Bericht vun RTL Tele Lëtzebuerg hunn ech versicht ze kontextualiséieren, well e just e klengen Deel vun dem erëm ginn huet, wat d’Mithu Sanyal am Interview gesot huet.

Danke RTL Lëtzebuerg fürs Berichten. Der Bericht verdeutlicht, dass auch Männer unter stereotypen Geschlechterbildern und unter patriarchalen Dominanzstrukturen leiden können und dass jeder individuelle Fall von (sexualisierter) Gewalt ernst zu nehmen und zu verurteilen ist. Wir wollen jedoch ergänzen, dass bei sexualisierter Gewalt 90% der Täter Männer und 90% der Betroffenen Frauen sind, was deutlich macht, dass es jenseits der individuellen Fälle ein strukturelles Ungleichgewicht gibt.
Frauen und geschlechtliche Minoritäten, insbesondere schwarze, lesbische, trans, queer, inter Frauen, Frauen mit Behinderung, mit geringer Bildung, mit Fluchterfahrung, mit Migrationsgeschichte oder von Prekarität betroffene Frauen werden noch immer strukturell benachteiligt (und strukturell deutlich stärker benachteiligt als hetero Cis Männer).
Um diese Strukturen zu verändern brauchen wir alle Geschlechter.

An hei nach déi aner Presseberichter:

6. Dezember: Artikel am Delano Magazine „DECONSTRUCTING THE GENDER MYTHS OF SEXUAL VIOLENCE“ vum NATALIE A. GERHARDSTEIN

11. Dezember: Isabelle am Bistro vum Céline bei Radio Ara

12. Dezember: Mithu Sanyal ass Invité am Moiesmagazin vum Radio 100,7 beim Nathalie Bender

12. Dezemver: Interview mam Mithu Sanyal an der woxx online a print: „Wir sind dabei, sexualisierte Gewalt zu biologisieren“

15. Dezember: online Artikel bei RTL (und Fernseh- und Radiobeitrag):

Mat Clito-Bells vum cigale