Kloertext

Sorgearbeit FAIRteilen

Care, Kloertext, Presse, Botzsecteur

Dëse Kloertext hunn ech am Kader vum Equal Care Day fir de Journal geschriwwen.

Equal Care Day – Sorgearbeit fairteilen

Putzen, waschen, kochen, pflegen, erziehen, trösten, sorgen sind Teil der sogenannten Care-Arbeit. Überall wo Menschen zusammenleben fällt Care-Arbeit an. Ohne dieses Kümmern wäre die Gesellschaft am Ende. Wenn niemand sich mehr kümmert, gibt es auch keinen gesellschaftlichen Zusammenhalt mehr. Und doch erfährt diese Arbeit nur wenig Respekt und Wertschätzung, findet oft unsichtbar und unter schwierigen Bedingungen statt, im bezahlten wie im unbezahlten Rahmen.

Wir Menschen sind alle von Care-Arbeit betroffen: aktiv, wenn wir den Abwasch machen, als Pflegerin arbeiten oder ein Kind erziehen; passiv, wenn wir im Krankenhaus versorgt werden, jemand anderes unseren Dreck weg macht oder jemand sich unsere Sorgen anhört. Aber Care-Arbeit ist nicht gerecht verteilt. Frauen leisten weltweit viermal mehr Sorgearbeit als Männer. In Luxemburg immerhin noch zweimal so viel. Das hat zur Folge, dass Frauen häufiger in Teilzeit arbeiten und daher insbesondere im Rentenalter stärker von Armut bedroht sind. Es führt auch dazu, dass Frauen weniger Freizeit haben und weniger Zeit für die persönliche Entwicklung. Außerdem leiden nicht wenige unter der sogenannten „mental load“, die Organisation und Planung der Haus- und Familienarbeit.

Die ungleiche Verteilung verläuft aber nicht nur zwischen Frauen und Männern, sondern auch zwischen armen und wohlhabenden Haushalten, zwischen luxemburgischen Frauen auf der einen Seite und Migrantinnen und Grenzgängerinnen auf der anderen Seite. Die Verteilung der Care-Arbeit sagt also insgesamt viel über den Zustand der Gesellschaft aus.

Um auf die ungerechte Verteilung und die mangelnde Anerkennung von Care-Arbeit hinzuweisen findet am 29. Februar 2020 der erste Equal Care Day in Luxemburg statt. Der Fokus liegt dabei auf der bezahlten Reinigungsarbeit. Über 11.000 Frauen sind in Luxemburg im Reinigungssektor eingestellt. Sie nennen sich selbst „die Unsichtbaren“ und vergleichen ihre Arbeitsbedingungen mit moderner Sklaverei. Am 28. Februar wird deshalb um 18:30 Uhr in der Chambre des Salariés eine Konferenz stattfinden, bei der die Erfahrungen und Forderungen der Reinigungskräfte im Mittelpunkt stehen. Am Equal Care Day, den 29. Februar, treffen sich ca. 100 Frauen um gemeinsam Forderungen zu erarbeiten, um ihre Arbeits- und Lebensbedingungen zu verbessern.

Eine Woche später, am 7. März 2020, findet der erste nationale Frauenstreik statt, der ebenfalls im Zeichen der Care-Arbeit steht. Gefordert wird eine gerechte Verteilung von Sorgearbeit und zu diesem Zweck mehr Zeit, mehr Geld und mehr Respekt. Alle Frauen sind zum Streik aufgerufen, die Solidarität der Männer ist erwünscht. Mit einer großen Demonstration wird den Forderungen Nachdruck verliehen. Besonders sollen außerdem Frauen sichtbar werden, die normalerweise vergessen oder ignoriert werden, wie zum Beispiel women of colour oder die Frauen aus dem Reinigungssektor. Treffpunkt ist am 7. März um 15:00 Uhr auf der Place d’Armes. Alle Informationen erhält man auf der Internetseite: www.fraestreik.lu