Corona Care an Gender

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Genee e Mount nom éischte Fraestreik huet d’Plattform JIF e Communiqué un d’Press geschéckt an der Hoffnung, dass esou den Gender Aspekt vun dëser Kris och zu Lëtzebuerg ëffentlech an de Fokus kënnt. Déi franséisch Versioun kann hei nogelies ginn.

Weider ënnen eng Oplëschtung vun Lieserinnebréiwer, déi am Uschloss un de Communiqué un d’Press geschéckt goufen.

Illustratioun vum Michèle Lawniczak, arrangéiert vum Milena Steinmetzer

Corona und Care

Vor einem Monat fand der erste nationale Frauenstreik statt. Im Zentrum stand dabei die Forderung nach einer fairen Verteilung der bezahlten und unbezahlten Care-Arbeit und dafür mehr Zeit, mehr Geld und mehr Respekt.
Seitdem ist viel passiert. Zwischen Pandemie, Krisenstaat und Ausgangssperre steht unser Alltag Kopf. Dennoch sind die im Zuge des Frauenstreiks aufgeworfenen Themen und Fragen aktueller denn je.

Care-Arbeit im Zentrum der Krise

Diese Krise verdeutlicht, dass Care-Arbeit, die in der Regel unsichtbar ist und wenig Anerkennung erfährt, für das grundlegende Überleben und Funktionieren der Gesellschaft absolut notwendig und daher in höchstem Maße systemrelevant ist. Diese Arbeit wird zum großen Teil von Frauen geleistet.

Wer putzt die Krankenzimmer der Infizierten? Wer betreut die Alten und Kranken in der Isolation? Wer pflegt, wäscht, tröstet und füttert die Corona Patient*innen? Wer verabreicht die Medikamente und stellt die Beatmungsgeräte ein?
Wer füllt Supermarktregale und sitzt Stunden an der Kasse? Wer versorgt und betreut die Kinder in der Familie? Wer versorgt und betreut die Kinder in sozialen Einrichtungen?
Die Frage ist aber nicht nur „Wer“ sondern vor allem „Wie“? Haben diese Personen faire Arbeitsbedingungen? Haben diese Menschen eine würdige Lebensgrundlage? Und wenn nicht, wann ändern wir das?

Illustratioun vum Michèle Lawniczak

Zu Hause ist’s am Schönsten?

Die Ausgangssperre verdeutlicht nicht nur wie viel Arbeit „das bisschen Haushalt“, wie putzen, kochen und waschen ist, sondern auch, wie anstrengend die emotionale Arbeit ist, um zu gewährleisten, dass das Zusammenleben in isolierter Gemeinschaft funktionieren kann.

Ist es möglich Vollzeit über Home Office zu arbeiten und sich gleichzeitig um die Bildungs- und Erziehungsarbeit mit den Kindern und Jugendlichen im Haushalt zu kümmern? Wie wird entschieden wer Sonderurlaub beantragt? Und haben eigentlich alle ein großes Haus mit Garten und Internetzugang?
Kann diese Krise zu einer besseren Aufteilung der Haus- und Erziehungsarbeit führen? Oder wirft sie uns zurück in die Geschlechterrollenverteilung der 50er Jahre? Und wie schaffen die Alleinerziehenden das eigentlich alles?
Davon abgesehen ist zu Hause für viele Menschen kein schöner und kein sicherer Ort. Ein Anstieg häuslicher Gewalt ist ein reales Risiko während der Ausgangssperre. Zudem ist es schwieriger für Gewaltbetroffene sich Hilfe zu holen wenn Gewaltausübende stets in der Nähe sind.
Und wie funktionieren Familien, die sich bisher hauptsächlich durch Sozialarbeiter*innen, Maisons Relais und Crèches über Wasser halten konnten?

Illustratioun vum Michèle Lawniczak

Die Vergessenen

In dieser Krise gibt es viele Vergessene. Fallen Menschen, die in Normalzeiten am Rande der Gesellschaft leben in Krisenzeiten einfach runter? Welche Maßnahmen ermöglichen Prostituierten das Überleben? Erhalten auch Haushälterinnen ohne Papiere Sonderurlaub? Wie bekommen plötzlich gekündigte Putzfrauen ohne Arbeitsvertrag Ausgleichszahlungen? Wie wird die Zunahme von Menschenhandel und Ausbeutung verhindert und wie werden die Opfer dieser Straftaten geschützt?

Wenn Solidarität doch wirklich der neue Lieblingswert ist, sollten wir dann nicht gewährleisten, dass niemand zurückgelassen wird?

Jetzt ist nicht zu früh

Ohne Care-Arbeit würden wir Corona nicht überleben. Alleine dadurch ist der Gender- Aspekt krisenimmanent. Aber findet dieser Aspekt die notwendige Berücksichtigung? Gerade jetzt ist ein konsequentes Gender-Mainstreaming und Gender-Budgeting bei der Ein- und Durchführung aller Krisenmaßnahmen unerlässlich, um bestehende Ungleichheiten nicht noch weiterhin zu verstärken.

Frauen dürfen nicht die Verliererinnen dieser Krise sein, wo sie es doch sind, die einen Großteil der Care Arbeit, die den Weg aus der Krise ebnet, stemmen.
Abendliches Klatschen um 20 Uhr und einmalige Lohnzuschläge im dreistelligen Bereich ersetzen nicht im Geringsten die längst überfällige Anpassung des Wirtschaft-, Steuer- und Sozialsystems. Who cares? We care!

No dësem Communiqué hunn eng Rëtsch Memberen vun der Plattform JIF Lieserinnebréiwer mat verschiddene Schwéierpunkter un d’Press geschéckt:

Tres Gorza (13. Abrëll 2020): Aarbechtszäitverkierzung an Gender Budgeting op däitsch a franséisch

„Les revendications du 7 mars sont aujourd’hui plus que jamais d‘actualité. Surtout après la crise, il ne faudra pas les oublier et les mettre en avant avec force: En premier lieu, celle d’une réduction du temps de travail hebdomadaire et/ou journalier sans perte de salaire pour toutes et tous. Un premier pas pour permettre d’assurer un partage équitable du travail du care, pourque les pères aussi prennent leur responsabilités vis-à-vis de leur progéniture au même titre que les mères. Et pour alléger le fardeau du travail non rémunéré à la maison. Cerise sur le gâteau: la réduction du temps de travail permettra aussi de réduire le chômage et de diminuer les conséquences de la digitalisation sur l’emploi.“

Sandrine Gashonga (20. Abrëll 2020): Fraen ouni Pabeieren, op franséisch

„Cette crise sanitaire montre plus que jamais la nécessité de mettre en place un système de protection social inclusif et accessible, qui permettrait un accès aux soins de santé pour toute personne vivant au Luxembourg, quel que soit son statut administratif.“

Colette Kutten (21. Abrëll 2020): Opdeelung vun der Care-Aarebcht an der Famill, op däitsch a franséisch

„Nicht nur in Krisensituationen kann man also feststellen, wie wichtig die Sorgearbeit für die zwischenmenschlichen Beziehungen und den gesellschaftlichen Zusammenhalt ist. Aber es ist unbedingt notwendig, dass diese gerecht zwischen den Geschlechtern aufgeteilt wird. Nur in diesem Fall haben auch die Frauen die Möglichkeit zur politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Teilhabe an der Gesellschaft, die ihnen zusteht.“

Rosa Brignone (23. Abrëll 2020): Botzfraen an travailleuses domestiques, op franséisch an op däitsch

„Dans cet esprit, il est temps aussi que le Luxembourg ratifie la Convention 189 (2011) de l’OIT sur le travail décent pour les travailleur-ses domestiques. Il faudrait également inclure les salariées des ménages privés dans la convention collective des agent-e-s de nettoyage. Il s’agit de questions d’égalité et de justice sociale. Si le travail décent pour les travailleuses domestiques commence chez soi, selon la devise de la campagne de l’OIT, cette période de confinement est le moment idéal de reconnaître la valeur que représente ce travail pour la société. Who cares ? We Care !“

Antonia Ganeto (28. Abrëll 2020): Les Afrodescendantes face au COVID-19, op franséisch an op däitsch

„La pandémie COVID-19 a mis à mal les activités économiques et sociétales à travers le monde. « Nous sommes tous dans le même bateau », affirment certains puisque ni la couleur de peau, ni un portefeuille bien garni, ne mettent à l’abri du virus. Pourtant, le bateau dispose de différentes classes d’embarcation : tandis qu’en première, on se plaint de l’inactivité et de l’ennui, ceux de seconde et troisième classe traversent une crise sans précédent. Le virus est un révélateur des injustices socio-économiques frappant de nombreuses femmes dont les afro-descendantes qui risquent d’en payer le prix fort…“